Weg vom Mantra der Grundlast (1. Teil von 3):

Es war einmal ein System der Stromversorgung, da war alles schön geordnet. Da gab es zum Beispiel eine Grundlast. Dafür liefen Tag und Nacht Atom- und Kohlekraftwerke, die immer gleich viel Strom produzierten. Diese Kraftwerke gehörten ein paar großen Firmen, und die haben damit richtig viel Geld verdient. Dann aber kamen die frechen erneuerbaren Energien, und viele, die nicht mehr wollten, dass Stromerzeugung große Schäden verursacht und Gefahren mit sich bringt, sagten sogar, dass der gesamte Strom aus erneuerbaren Quellen kommen müsste. Da erhob sich großes Wehgeschrei, und die, die mit dem alten System viel Geld verdient haben, und die, denen alles egal war, solange sie nur keine Windräder in der Landschaft sehen mussten, riefen: „Was ist mit der Grundlast? Erneuerbare Energien sind nicht grundlastfähig.“ So schallte es durchs Land, und viele glaubten, was sie da hörten.

Zeiten ändern sich – wer hätte es gedacht!

Was hier so märchenhaft-ironisch dargestellt wird, ist natürlich eine ernste Debatte. Denn die fehlende „Grundlastfähigkeit“ der Stromerzeugung aus fluktuierenden erneuerbaren Energien, also Sonnen- und Windenergie, war und ist ein beliebtes Argument gegen den weiteren Ausbau dieser Technologien. Dahinter steckt die Überzeugung, dass wir Stromerzeugungskapazitäten brauchen, die ständig Strom ins Netz einspeisen können, weil ein bestimmter Grundbedarf rund um die Uhr vorhanden ist.

Diese Kapazitäten und der von ihnen erzeugte Strom wird Grundlast genannt. Im fossil-nuklearen System der Stromversorgung ist dies ein zentrales Konzept, das durch die Mittel- und die Spitzenlast ergänzt wird. Vom Gedanken her ist dieses System nachfrageorientiert, das heißt, dass Kraftwerkskapazitäten zur Verfügung stehen müssen, um einen Lastgang abzudecken, also einen Bedarf, der sich aus typischen Verbrauchsmustern ergibt. Dass auch in diesem Fall das einfach gestrickte Modell von Angebot und Nachfrage nicht der Realität entspricht, wissen wir zwar spätestens, seit die Nachtspeicherheizungen in den Markt gedrückt wurden, um den nachts nicht gebrauchten Atomstrom aufzunehmen. Dennoch wurde das System über die Jahrzehnte so aufgebaut.

Heute befinden wir uns aber in einer komplett anderen Situation. Mittlerweile liefern die erneuerbaren Energien mehr als ein Viertel des gesamten Stroms hier zu Lande, und ein großer Teil davon kommt aus Wind- und Solarenergie.

Quelle: Dr. Stefan Dietrich, Windwärts Energie GmbH

Originaltext: http://www.windwaerts.de/de/blog/detail/grundlast-die-zeiten-sind-vorbei.html

Für die Schriesheimer Ökostromer
Wolfgang Fremgen