Das Ende der Atomindustrie?

Vor kurzer Zeit noch kündigten japanische Firmen an, mit dem Bau von Atomkraftwerken weltweit glänzende Geschäfte machen zu wollen. Die Firma Toshiba plante weltweit 50 Bauprojekte für Atomkraftwerke. All das ist nun Makulatur, denn Toshiba steigt nach massiven Verlusten endgültig aus dem Bau von Atomkraftwerken aus. Die dramatische Ankündigung kam inmitten von Verlusten in Höhe von rund 6 bis 7 Milliarden US-Dollar, die größtenteils auf das Atomgeschäft von Toshiba zurückzuführen sind. Die hohen Verluste, die das Atomgeschäft Toshiba beschert hat, haben nun auch zum Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden von Toshiba, Shigenori Shiga geführt.

Wirtschaftsexperten sehen im Zusammenbruch der Atomsparte von Toshiba das Ende der sogenannten „Atom-Renaissance“. Die Erwartungsblase an die seit zwei Jahrzehnten stagnierende Atomwirtschaft scheint aktuell zu platzen.
Neben Toshiba hat auch der japanische Konzern Hitachi massive Verluste im Atomgeschäft bekannt gegeben – allein 2016 soll es ein Minus von rund 620 Million US-Dollar sein. Auch andere große Atomfirmen stecken in der Krise, wie im World Nuclear Industry Status Report von 2016 zu lesen ist: „Viele der traditionellen atom-und fossil-basierten Energieversorger kämpfen mit einem dramatischen Abfall des Energiepreises, einer schrumpfenden Kundenbasis, sinkendem Energieverbrauch, hohen Schulden, steigenden Produktionskosten in alternden Anlagen und starker Konkurrenz, vor allem von den Erneuerbaren.“ Verluste aus dem Atomgeschäft ziehen auch viele europäische Stromversorger in den Ruin.

Die französischen Firmen EDF und Areva wurden mit Steuergeldern vor der Insolvenz gerettet, E-on und RWE in Deutschland, Vattenfall in Schweden, TVO in Finnland oder das tschechische Energieunternehmen CEZ – sie alle mussten empfindliche Verluste hinnehmen, die vor allem auf ihre Investitionen im Atomgeschäft zurück zu führen sind. Zahlreiche Projekte dürften demnach in den kommenden Monaten und Jahren beendet werden. Fraglich ist, ob Großprojekte wie der Europäische Druckwasserreaktor EPR in Flamanville oder Olkiluoto jemals ans Netz gehen – ganz zu schweigen von dem immer unrealistischeren Ziel, einen solchen Reaktor auch im britischen Hinkley Point zu bauen.

Das Vakuum, das der Zusammenbruch der Atomindustrie in der weltweiten Energieversorgung hinterlässt, darf jedoch nicht von fossilen Brennstoffen, sondern muss durch erneuerbare Energien, Energiesparmaßnahmen und neue Technologien für mehr Energieeffizienz gefüllt werden.

Quelle: IPPNW vom 14.2.2017

Für die Schriesheimer Ökostromer
Winfried Plesch