Vom Schönauer Stromseminar begeistert – wenn weniger mehr ist

Einer der Höhepunkte des Stromseminars der EWS in Schönau war die Ernennung von Heffa Schücking, Biologin, Umweltaktivistin und Gründerin von „urgewald e.V.“ zur „Schönauer Stromrebellin 2017“. Zusammen mit ihrem kleinen Team recherchierte sie unermüdlich und erforschte die Verflechtung großer Unternehmen mit dem Kohleabbau. In ihrem Vortrag „Ungebremster Kohleabbau – Schluss mit der Blutkohle“ informierte sie über die oft untragbaren Lebensbedingungen der dort arbeitenden Menschen. Allein durch Information und Offenlegung erreichte sie bei einigen Investoren eine Verlagerung der Kapitalanteile weg vom Kohleabbau. Dass einzelne Menschen so viel bewegen können, ist ermutigend.

Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Heffa Schücking, Dr. Jörg Lange, Dr. Joachim Nitsch, Prof. Dr. Niko Paech

Podiumsdiskussion (v.l.n.r.): Heffa Schücking, Dr. Jörg Lange, Dr. Joachim Nitsch, Prof. Dr. Niko Paech

Ebenfalls auf die Initiative und das Umdenken jedes einzelnen von uns setzt Prof. Dr. Niko Paech. In seinem Vortrag „Klimaschutz als Frage des Lebensstils“ konfrontierte er uns zunächst mit folgenden Zahlen: Derzeit verbrauchen wir pro Kopf und Jahr etwa 11 Tonnen CO2. Wenn wir die weitere Erwärmung unseres Planeten aufhalten wollen, stehen uns aber gerade einmal 2,5 Tonnen CO2 jährlich zu. Hier wird deutlich, dass wir nicht vor kleinen Veränderungen stehen. Er vertritt die Ansicht, dass technische Innovationen nur 50 % des Klimaproblems lösen können, und diagnostiziert in unserer Gesellschaft eine starke Techniküberschätzung. Die anderen 50 % müssen und können wir durch Transformation unseres Verhaltens beisteuern. Nötige soziale Innovationen finden in seinem Ansatz endlich die angemessene Beachtung. Durch Missachtung der Grenzen, die uns die Natur setzt, erkrankt die Erde. Und wir erkranken durch einen Lebensstil, der unsere Psyche überfordert. Die Konstitution unserer Psyche und die Zeit bilden hier das Nadelöhr. Wer immer mehr Möglichkeiten zu nutzen sucht und immer mehr Aktivitäten in immer kleinere Zeitfenster presst, läuft Gefahr der Volkskrankheit „Burnout“ zu erliegen. Sinn und Wert einer Tätigkeit gehen verloren, nehmen wir uns nicht die angemessene Zeit dafür. Entschleunigung also als Rezept zur Rettung unserer Erde und zur Rettung unserer selbst?

Der Umweltökonom Niko Paech denkt hier an weitreichende Veränderungen, die in eine neue Form des Wirtschaftens jenseits der heiligen Kuh des immerwährenden Wachstums münden. Teilen, Tauschen und Reparieren spielen bei seinem Lebensentwurf eine wichtige Rolle. Wie dies aussehen und uns sogar glücklicher machen kann, beschreibt er in seinem Buch „Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“ (oekom Verlag).

Abschlussfoto mit den "Schönauer Stromrebellen" Familie Sladek

Abschlussfoto mit den „Schönauer Stromrebellen“ Familie Sladek

Für die Schriesheimer Ökostromer
Annette Dosch